Was für ein Tag


Momente / Freitag, April 13th, 2018

Heute Morgen geht es mir mal so richtig schlecht. Ich wache schon mit Schmerzen auf, nachdem ich vielleicht drei Stunden am Stück geschlafen habe. Ich ziehe die Jalousien hoch. War ja klar, es regnet. Ich ziehe mir die Decke über den Kopf und will nur Ruhe haben. Zweimal stelle ich den Wecker noch mal nach, doch dann fällt mir ein, dass ich dringend zum Doktor muss. Ich habe nur noch für einen Tag meine Medikamente. Also raus aus den Federn! Außerdem ist heute Elbi-Treffen. Elbi kommt von Ellerbroich und ist ein Minigartenverein. Unser „Stammtisch“ besteht aus sechs Leuten, wir haben immer großen Spaß. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht und frohen Gedanken starte ich jetzt in den Tag. Nach dem Frühstück ab zum Arzt, nach Hause und noch ein wenig aufgeräumt. Dann geht das Telefon. Ich suche mal wieder den Hörer und habe ihn endlich gefunden. Eine aufgeregte Stimme. Meine Freundin.

„Du, stell‘ dir vor, ich hatte gerade einen Autounfall.“

„Waaaassss??!!Bist du verletzt?“

„Nein‘ Gott sei Dank nicht. Nur Blechschaden. Aber mir zittern alle Glieder.“

„Wie ist das passiert?“

„Naja, eine Frau ist mir hinten reingerauscht.“

Mir sitzt nun auch der Schreck in den Gliedern. Wir redeten noch eine Weile, und ich merkte, wie wir beiden uns wieder beruhigen.

Inzwischen ist es bereits später Nachmittag. Ich habe ganz meine Elbis vergessen. Ich mache mir noch etwas zu essen, bringe die Küche in Ordnung, dann wird es Zeit für meine Serie. Rasch hänge ich noch mein Smartphone an den Strom und verfolge gebannt das Geschehen auf dem Bildschirm. In der Werbepause höre ich, dass eine Nachricht gekommen ist. Meine Tochter. Und schon wieder eine Hiobsbotschaft. Mein Exmann liegt im Krankenhaus.

„Was ist passiert?“

„Keine Ahnung. Er hat starke Schmerzen im Rücken, der Arzt hat ihn mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus bringen lassen.“

„Ja und, was ist mit ihm?“

„Keine Ahnung. Er ist seit Mittag hier, und die wissen immer noch nicht, was los ist. Jetzt sitzt er hier, und wir warten auf den Bericht des Arztes und ob er hier bleiben muss.“

„Bist du allein? Soll ich kommen? Oder die Kleine holen?“

Meine Tochter beruhigt mich. Ihr Mann ist bei ihr und  die Kleine bei ihrer Freundin.

Also zwei solcher Ereignisse an einem Tag, das ist nicht so einfach. Ich sitze auf meinem Sofa, schaue Josefs Bild an und denke, wie wichtig ist es doch, das Leben zu leben. Und auch zu lieben. Sich selbst und natürlich auch alle anderen. Wie schnell ein Mensch plötzlich nicht mehr da sein kann, das musste ich ja schon erleben.

Ich bin ein zögerlicher Mensch und traue mir wenig zu. Hatte immer viele Ängste. Aber seit Josefs Tod zählt das alles nicht mehr. Er gab und gibt mir auch jetzt noch so viel Halt. Er und ich waren eine Einheit. Unsere gemeinsame Zeit war kurz, aber sehr intensiv. Es war gelebte Leidenschaft, chaotisch, intensiv – und pure Liebe. Das und die Ereignisse des heutigen Tages zeigen mir, wie wichtig leben ist. Was es heißt zu leben. Jeden Moment zu genießen, versuchen, auch die Menschen um einem herum zu lieben und es ihnen zu zeigen. Und jederzeit bereit sein zu gehen. Ich liebe mein Leben mit jeder Faser meines Herzens. Und ich liebe jeden Menschen, der mich ein Stück begleitet auf meinem Lebensweg. Das ist nicht immer leicht, aber ich versuche es und hoffe, ich kann es auch zeigen.

 

Bildnachweis: Pixabay – 3092555

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