Die „Wenn-dann-Falle“


Gespräche / Montag, Mai 28th, 2018

Meine Freundin fragt: „Wann fängst du mit der Diät an?“
Ich: „Keine Ahnung. Ich habe noch so viel zu Essen hier. Wenn ich das alles aufgegessen habe, dann beginne ich.“
„Was ist mit Urlaub?“
„Wenn meine Schmerzen besser sind, dann können wir fahren.“

So geht es mir sehr oft. Und heute sitze ich hier und denke nach über mich und das, was ich tue. Ich fühle  mich hin- und hergerissen. Ich will meine Pläne, Träume verwirklichen. Die Motivation stimmt und die Lust auf Veränderung auch. Tagelang läuft alles rund – und dann? Dann steht da wieder die Frage im Raum: „Wozu das alles?“

Heute ist mal wieder so ein Tag. Ich sitze in meinem Sessel und denke, wenn ich zu mir gefunden habe, dann geht es bergauf und ich kann wieder schreiben und ich finde mein Glücksgefühl wieder. Aber  ich hadere trotz dieses Wissens mit mir und meiner Unfähigkeit, hier und jetzt meine Figuren aufs Papier zu bringen. Sie alle sind in meinem Kopf, und die Geschichte wartet darauf, zu starten.  Ich hole meinen Laptop, aber in mir ist Unruhe, und meine Gedanken schweifen ab.
„Wenn ich erst meinen Schreibtisch habe, dann geht das mit dem Schreiben um einiges besser.“ Voll Elan besorge ich einen Tisch, bald steht er an meinem Lieblingsplatz vor dem Fenster. Und jetzt geht‘s los! Ja, aber es ist eigentlich viel zu schön draußen. Wenn es regnet, dann geht das Schreiben viel besser.
Wieso?!
Was hat mein Schreiben mit dem Regen zu tun?!

Und dann höre ich plötzlich eine mir sehr bekannte Stimme: „Wenn dein Bruder von der Bundeswehr zurückkommt, dann höre ich auf zu trinken.“
Das war Mutti. Wie ich den Satz hasste! „Wenn Papa nach Hause kommt, kannst du was erleben.“ Es war immer das gleiche. Sie entschied nichts, verschob es auf später oder auf andere. So wollte ich nie sein. Und jetzt? Ich durchforste meinen Sprachschatz und stoße ständig auf „Wenn-dann“-Sätze.  Ich bin immer wieder in diese Falle getappt.

Und was  mache ich nun mit dieser Erkenntnis? Ich setze mich hin und schreibe. Ob nun an den Schreibtisch am Fenster, auf die Couch oder auf die Parkbank. Schreiben kann und tue ich ab jetzt überall. Da mir mein Laptop zu schwer zum Mitnehmen ist, habe ich immer meinen Block und einen Stift dabei. So kann ich auch in der S-Bahn oder in einem Wartehäuschen schreiben. Inzwischen besitze ich einen „Wanderschreibtisch“: Ich habe ein 100 mal 40 Zentimeter großes Brett mit vier Beinen versehen, das ich in der Wohnung überall hinschieben kann. Natürlich auch auf die Terrasse. Gerne sitze ich auch in einem Café und höre den Menschen zu – dabei habe ich mir schon einige Anregungen geholt.

Also: Keine „Wenn-dann-Ausrede“ mehr! Ich komme ins Tun.

Und wenn der innere Schweinehund vorbeischaut?

Ich hatte schon immer ein Problem mit ihm. Nun aber habe ich eine erfolgreiche Strategie entwickelt: Ich stelle mir vor, wie er vor sich hingrinst, wenn ich mal wieder nicht ins Tun komme. Ich male ihn dann auf ein Blatt Papier und hänge es mir in die Küche, immer in Sichtweite. Wenn ich ihn sehe, kann ich mich ganz schnell überwinden, das zu tun, was ich möchte. Dann grinse ich nämlich selbst noch viel breiter!

 

Bildnachweis: Pixabay – 388987

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