Ein unverhoffter Urlaub


Momente, Urlaub / Donnerstag, März 15th, 2018

Das Hamsterrad dreht sich und dreht sich. Auch wenn ich nicht mehr arbeite, die Familie, das soziale Umfeld, das alles zerrt irgendwie an den Nerven. Ich spüre alle Glieder. Vor allem meine Hände und Handgelenke, in denen ich erst vor kurzem nuklearmedizinische Spritzen bekommen habe. Die soll ich schonen, also fällt Radfahren für mich weg. Das ist einfach für meine Gelenke zu anstrengend.

Was hilft, einen klaren Kopf zu bekommen?

Schreiben.

Ja, eigentlich hilft das immer. Aber wenn der Kopf zu ist? Woher kommen dann die Ideen?

Ich habe drei anstrengende Wochen in der Gemeinde hinter mir. Wir haben ein Ferienprogramm nicht für Kinder, sondern für unsere Seniorinnen angeboten. Die hauptamtliche Seniorenbeauftragte hatte es mit mir vorher so besprochen, ich habe mich auch sehr darauf gefreut. Wir hatten Spielenachmittage und Geschichten und Märchen erzählt und gelesen. Ich habe dreimal gelesen, das hat mir mit Abstand am meisten Spaß gemacht. Aber nicht nur die Senioren haben ihre „Ferien“, sondern auch die Schulkinder. Auch meine Enkelin. Sie wollte natürlich auch einiges mit der Oma machen. Und ich mit ihr. Aber die Termine … Dazu kam dann noch mein Bruder mit seinem Kummer. Da waren dann offene Arme und Ohren angesagt. Zumal wir beide nur noch uns haben, konnte er auch nicht, wie andere vielleicht, zu Vater oder Mutter gehen.

Meine beste Freundin erzählte, dass sie mit ihrem fast erwachsenen Enkel ihren Urlaub auf Borkum verbringen wolle. Ich freue mich immer, wenn sie rauskommt, denn sie hat auch so einiges um die Ohren. Die Zwei waren bereits eine Woche weg, da habe ich ihr eine Mail geschickt. Ich schrieb ihr, wie fertig ich war und dass ich raus wolle. „Entweder suche ich mir eine kleine Ferienwohnung an der Mosel oder ich schaue, ob ich in Norddeich noch was kriege.“

„Aber das wird schwierig. Immerhin sind noch Ferien. Wolltest du nicht mit deiner Enkelin noch ein paar Tage weg?“

„Ja, aber die Kleine wollte nicht. Also fahre ich jetzt einfach allein. Ich brauche das.“

Das ging hin und her. Sonntagsabend, nachdem ich mal wieder „fröhlichen Wecker“ bei meinem Bruder gespielt hatte, ging plötzlich das Telefon. Zuerst wollte ich nicht drangehen, aber dann sah ich, dass es meine Freundin war.

„Hey, alles klar bei euch?“

„Ja, nur ganz kurz. Hast du Lust, noch ein paar Tage zu uns zu kommen?“

Ich war erstmal baff. „Ja klar. Aber ich dachte, ihr wolltet endlich mal eure Ruhe haben?“

„Tja, die hatten wir jetzt lange genug. Ich habe auch schon mit Gisela gesprochen. Also überlege es dir.“

Da brauchte ich nicht lange zu überlegen. Am nächsten Tage habe ich direkt ein Bahnticket gebucht, und saß zwei Tage später im Zug. Und nun relaxe ich am Strand und kann es kaum fassen. So schnell kann‘s gehen. Aber auch nur mit der besten Freundin. Ich habe sie gefragt, warum sie das gemacht hat.

„Tja, damals als es mir so schlecht ging, hast du mich ja auch gefragt, ob ich zu dir und deinem Mann in die Ferienwohnung kommen wollte.“

So einfach kann Freundschaft gehen.

 

Bildnachweis: Pixabay – 193803

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